Antibiotika – multiresistente Bakterien
Antibiotika sind im ursprünglichen Sinne natürlich gebildete, niedermolekulare Stoffwechselprodukte von Pilzen oder Bakterien, die schon in geringer Konzentration das Wachstum anderer Mikroorganismen hemmen oder diese abtöten. Heute wird auch eine Substanz mit antimikrobieller Wirkung, die in der Natur nicht vorkommt, sondern teilsynthetisch, vollsynthetisch oder gentechnisch gewonnen wird, als Antibiotikum bezeichnet. Es handelt sich also um eine Gruppe von Medikamenten die gegen bakterielle Auslöser von Infektionskrankheiten wirksam ist.
Die überwiegende Zahl an Infektionskrankheiten im Kindesalter wird jedoch durch Viren verursacht. Die Behandlung von Viruserkrankungen – durchaus einhergehend mit hohem Fieber und starkem Krankheitsgefühl – mit Antibitika ist unwirksam und daher nicht angebracht. Eine vorbeugende Antibiotikabehandlung mit dem Ziel, eine bakterielle Infektion im Verlauf zu vermeiden, ist nicht möglich.
Es steht außer Frage, dass Antibiotika , richtig eingesetzt, großen Nutzen bei der Behandlung bakterieller Infektionskrankheiten haben und lebensrettend sein können. Ein großzügiger, ungezielter Einsatz, wie er im medizinischen Alltag aus diversen Gründen immer wieder erfolgt, ist allerdings gefährlich, birgt das Risiko von Medikamentennebenwirkungen und fördert die Ausbildung von gegen Antibiotika unempfindlichen bakteriellen Krankheitserregern. Die Problematik, die in den vergangenen Jahren signifikant zugenommen hat, wurde inzwischen in Fachkreisen erkannt und entsprechende Konsequenzen formuliert. (Antibiotika-Sinn und Unsinn)
Rationale Antibiotikatherapie erfordert ein hohes Mass an Fachwissen und praktischer Erfahrung. Ob ausgerechnet Kinderärzte zu konsequenterem Handeln aufgefordert werden müssen (Antibiotika-Gröhe fordert mehr Sorgfalt), sei an dieser Stelle dahin gestellt. Fakt ist , dass die Verordnungsrate von Antibiotika mit fraglicher Indikation in Notdienstzentralen besonders hoch liegt.-
Multiresistente Erreger (MRE) sind Bakterien, die gegenüber der Wirkweise der meisten Antibiotika unempfindlich sind. Diese Unempfindlichkeit ist eine biologische Eigenschaft, die im Erbgut vieler Bakterienstämme festgelegt ist und bei ihrer Vermehrung weitergegeben wird. Der (in der Regel medizinisch begründete) Einsatz von Antibiotika hat über Jahrzehnte hinweg zu einem Überlebensvorteil von Bakterienstämmen geführt, die gegen eine zunehmend größere Zahl von Wirkstoffen resistent sind und die empfindlicheren Bakterienstämme allmählich verdrängen.
Im Rhein-Main-Gebiet arbeiten bereits seit 2015 Ärzte verschiedener Fachrichtungen in einem MRE-Netzwerk zusammen, mit dem Ziel den Antibiotikaeinsatz zu optimieren und Resistenzentwicklung zu reduzieren (Faltblatt_MRE-Netzwerk ).